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Neue IMPULS-Studie: Messbarkeit von Wettbewerbsfähigkeit

Der Maschinen- und Anlagenbau ist die beschäftigungsstärkste Branche innerhalb des verarbeitenden Gewerbes in Deutschland und spielt eine entscheidende Rolle für die internationale Wettbewerbsfähigkeit insgesamt. Trotz der aktuell guten Positionierung gibt es zunehmend Anzeichen dafür, dass Deutschland im internationalen Vergleich zurückfällt. Betriebliche und volkswirtschaftliche Entscheidungen benötigen belastbare Informationen, um zielführend zu wirken. Dies betrifft zum einen die Einordnung der Wettbewerbssituation, zum anderen das Aufdecken möglicher Schlüsselparameter.

Die IMPULS-Stiftung des VDMA hat deshalb eine Kurzstudie beim Institut für Wirtschaftspolitik der Leibniz Universität Hannover (Professor Dr. Thomsen) in Auftrag gegeben, in der mögliche Zusammenhänge zwischen gängigen Wettbewerbsfaktoren und international gebräuchlichen Maßen zur Wettbewerbsfähigkeit exploriert werden. Die internationale Wettbewerbsfähigkeit wird darin durch den Revealed Comparative Advantage (RCA) abgebildet. Dieses Maß ist aufgrund der international guten Datenlagen besonders geeignet und ermöglicht Vergleiche zwischen Ländern und über die Zeit.

Im ersten Teil der Studie werden zunächst zentrale Entwicklungen in der internationalen Wettbewerbsfähigkeit untersucht. „Die empirischen Ergebnisse zeigen“, so Professor Thomsen, „dass Deutschland zwischen 2005 und 2019 stets zu den Top 10 der wettbewerbsfähigsten Länder der Welt zählte, zuletzt sich jedoch eine leichte Verschlechterung bemerkbar macht, insbesondere im Bereich der Infrastruktur.“ Im Mittelpunkt der Analyse steht der deutsche Maschinen- und Anlagenbau, der stark auf dem Weltmarkt positioniert ist: Nach China ist er zweitgrößter Exporteur von Maschinenbauerzeugnissen und verfügt im internationalen Vergleich über sehr hohe Spezialisierungsvorteile. „Hier gibt es aber Warnzeichen in der jüngeren Entwicklung: Die Weltexportanteile sind in den letzten Jahren kontinuierlich zurückgegangen, während China enorme Zugewinne verzeichnen konnte. Diese Entwicklung betrifft nicht nur den Maschinen- und Anlagenbau, sondern zeigt sich auch in anderen Branchen und Wettbewerbsländern. Nahezu alle Produktgruppen im Maschinenbau sind von diesem Verlust betroffen. Trotz des erschwerten Wettbewerbsumfelds ist es jedoch ein positives Signal, dass in einigen Produktgruppen eine fortschreitende Spezialisierung gelungen ist.“, sagt Professor Thomsen. VDMA-Chefvolkswirt Dr. Ralph Wiechers ergänzt: „Der statistisch belegte Verlust von Weltmarktanteilen an China ist schmerzlich, wenngleich auch der beeindruckenden Größe und dem ungewöhnlich hohen Wachstum der chinesischen Volkswirtschaft geschuldet. Zudem stammen viele chinesische Maschinenexporte von nicht-chinesischen Unternehmen, die dort vornehmlich für den asiatischen Markt produzieren. Somit sollte die Verschiebung der Marktanteile nicht automatisch als Wettbewerbsschwäche unserer heimischen Maschinenbauer interpretiert werden. Dennoch zeigt sich, dass der globale Markt zukünftig noch intensiver umkämpft sein wird. Unsere Politik ist daher gefordert, wettbewerbsfähige Rahmenbedingungen zu schaffen und den weltweiten Marktzugang zu sichern.“

Im zweiten Teil der Studie werden quantitative Modelle entwickelt, um die Bedeutung spezifischer Wettbewerbsfaktoren zu analysieren. Zwar liefert die Untersuchung keine eindeutigen Hinweise darauf, dass diese Faktoren speziell zur Wettbewerbsfähigkeit des Maschinen- und Anlagenbaus beitragen. Dennoch bestätigt sie in Ansätzen die grundsätzliche Bedeutung von Aspekten wie Infrastruktur, Unternehmensumfeld und Innovationen für die internationale Wettbewerbsfähigkeit. Veränderungen in den nationalen Rahmenbedingungen werden zudem erst mit einer gewissen zeitlichen Verzögerung auf die Wettbewerbsfähigkeit wirksam. Die Dauer variiert je nach Wettbewerbsfaktor und geht (z.B. im Bereich der Innovationen) über politische Legislaturperioden hinaus.